Melanie Gronau war immer skeptisch, wenn ihr Onkel nicht aus dem Schwärmen herauskam von seinem Sonnenhaus im österreichischen Vorarlberg. Er riet Frau Gronau und ihrem Ehemann immer wieder dazu, ihr kleines Häuschen im Landkreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) zu einem Sonnenhaus zu machen. „Wenn du unter der Dusche stehst, und Du weißt, dass das warme Wasser nur von der Sonne erhitzt wurde, das ist so ein tolles Gefühl!“
Statistische Wetterdaten konnten überzeugen
Die Gronaus konnten sich nicht vorstellen, dass das auch am Niederrhein mit seinem oft diesigen Wetter funktionieren würde. Sie blieben zurückhaltend, bis dann der Onkel sie dazu überreden konnte, die jährlichen Sonnenstunden für den Standort beim Wetteramt einzuholen. Und irgendwann gab es dann doch die Entscheidung für eine Hauserweiterung und die Modernisierung, nachdem auch ein Installationsbetrieb gefunden war, der sich für den Auftrag bereiterklärte. Alle anderen hatten abgelehnt, so Frau Gronau: „die konnten mit dem Konzept nichts anfangen.“
Neben dem Altbau aus der Vorkriegszeit entstand ein etwas kleinerer Anbau mit fast identischen Proportionen. Auf dem Dach eine Solarthermieanlage mit 50 Quadratmetern, die beide Gebäude mit zusammen 200 Quadratmetern Wohnfläche versorgt. Ein 6900 Liter Jenni-Schichtspeicher sammelt die Wärme. Er ist in das Badezimmer im Neubau integriert und Frau Gronau schätzt es sehr, dass das Bad aufgrund des nicht ganz vermeidbaren Wärmeverlustes im Sommer wie Winter „muckelig warm“ bleibt.
Klassische Sonnenhaustechnik
In den Phasen, in denen die Sonnenwärme aus dem Speicher zur Neige geht, heizt ein Powall OFKA 30 kw Kachelofeneinsatz nach. Etwa 6-8 Schüttmeter Buchenholz zu derzeit je 80,- Euro (entspricht mengenmä-ßig 3-4 Festmeter) waren im Schnitt der letzten Winter fällig, um das Haus ganzjährig warm zu halten. Nach den Berechnungen erreicht das fertige Objekt eine Autarkie von 50 Prozent. Melanie Gronau ist aufgrund Ihrer subjektiven Erfahrung überzeugt, dass die Quote in Wirklichkeit aber noch höher liegt. Neben der Holzfeuerung gibt es auch noch die originale Gastherme, die zum Zeitpunkt des Umbaus erst 6 Jahre alt war und nur als „Backup“ in das System eingebunden wurde.
Die Gebäudehülle des An- und des Altbaus ist mit Dreifachverglasung und Wärmedämmverbundsystem hochwertig ausgeführt. Der Bezug des Neubaus erfolgte 2009. Geplant und berechnet hatte die Anlage unser Gründungsmitglied im Sonnenhaus-Institut Wolfgang Hilz. Frau Gronau ist hier voll des Lobes: „Herr Hilz hat die Anlage nicht einfach nur durchgeplant und uns dann hier vor vollendete Tatsachen gesetzt, sondern es war eine sehr gute Begleitung. Er hat uns sehr verständlich das Prinzip dieser Heizung nähergebracht.
„Es kann nicht viel kaputtgehen“
Und wenn man nur ein wenig technisch interessiert ist, stellt man fest, das ist keine hochkomplexe Anlage und kein Hexenwerk, sondern vom Funktionsprinzip und der Ausführung absolut nachvollziehbar. Und was uns Herr Hilz versprach, nämlich eine ganz einfache Technik ohne viel Schnick-Schnack, das hat sich für uns bestätigt: es kann nicht viel daran kaputtgehen.“
Tatsächlich hat sich innerhalb der vergangenen 12 Jahre einmal eine Umwälzpumpe verabschiedet. Ein Schaden, den Frau Gronau für verschmerzbar hält. „Außerdem ist alles sehr wartungsarm. Ein bis zweimal im Jahr ist der Ofen zu reinigen, das macht man dann halt.“ Ansonsten wird zweimal im Jahr von Winter- auf Sommerbetrieb und wieder zurückgestellt. Eine Angelegenheit von 1-2 Minuten, damit der Speicher im Sommer nicht überhitzt.
Plädoyer für das Sonnenhaus
Zweifelsfrei darf man Frau Gronau als Idealfall eines überzeugten Sonnenhaus-Bewohners bezeichnen. Ihre Erfahrungen und Einsichten fasst sie eindringlich in Worte: „Weil wir hier eben sehr oft diesiges Wetter haben, dachte ich am Anfang, das wird nichts mit der Solarthermie. Aber ich bin eines Besseren belehrt worden und sehr froh, dass wir es gemacht haben. Ich finde gerade in unseren Zeiten müssten wir uns bewusst sein, wie wichtig es ist, von den fossilen Brennstoffen weitestgehend wegzukommen. Und wenn wir sehen, dass es solche Systeme gibt, die definitiv funktionieren, sollte man zusehen, dass man gerade so etwas mit großer Vehemenz vorwärtstreibt und damit ganz stark an die Politik herangeht. Da muss, wie man so schön sagt, mehr Dampf auf den Kessel.“
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