Pack die Sonne in den Tank! Sonnenhaus deckt Jahreswärmebedarf ausschließlich aus erneuerbarer Energie

25.11.2010

Ein 11.000 Liter fassender Stahltank schwebt reglos über dem Rohbau der Familie Osenstätter in Palling, Landkreis Traunstein, bevor er durch die noch offene Decke an seinen Platz gesenkt wird. Hier wird er, nach Fertigstellung des Zweifamilienhauses, die im Chiemgau in Fülle vorhandene Sonnenenergie speichern und sie den Bewohnern sowohl zum Heizen als auch für die Warmwasser-Bereitung zur Verfügung stellen. Der Tank ist das Herzstück einer Solarheizung und wird dafür Sorge tragen, dass immerhin 60 Prozent des gesamten Jahreswärmebedarfs des zukünftigen Zweigenerationenhauses mit der Sonne gedeckt werden.

Der 11.000 Liter Pufferspeicher wird eingesetzt

Das nach den Standards des Sonnenhaus Instituts geplante Haus unterschreitet den von der Energieeinspar-Verordnung (EnEV) festgelegten Primärenergiebedarf für Neubaustandards um 82 Prozent.

Mit diesem Wert erfüllt dieses Haus auch in den kommenden Jahren alle Anforderungen, die an energieeffizientes Bauen gestellt werden. Die notwendige Heizenergie sammelt die 50 Quadratmeter große Kollektorfläche auf südlichen Dachseite des Hauses.

Eine Flächenheizung verteilt diese gleichmäßig und individuell regelbar in die einzelnen Räume. In der sonnenärmeren Jahreszeit ergänzt ein Stückholzofen das thermische Solardach. Die Außenwände aus 42 Zentimeter dicken T08 Dämmziegeln sowie die dreifach verglasten Fenster reduzieren zusammen mit der zentralen Lüftungsanlage den Heizwärmebedarf auf 16 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und begünstigen die positive Energiebilanz. Nachdem ein Sonnenhaus seinen Restenergiebedarf mittels regenerativer Energien, Sonne und Holz, deckt, kann es auf einen extrem hohen Wärmedämmstandard verzichten.

Das Sonnenhaus Osenstätter verbindet innovative Technik mit der im Landkreis Traunstein vorgegebenen, traditionellen Bauweise. „Uns ist es ein wirkliches Anliegen, unser Haus mit sauberer Energie zu heizen,“ erläutert Christina Osenstätter, Bauherrin, ihre Entscheidung für ein Sonnenhaus. „Wir wollten weg von fossilen Brennstoffen. Vor allem hier in unserer Gegend, wo wir soviel Sonne haben, die nur darauf wartet, genutzt zu werden. Jetzt können wir sie einfach in unseren großen Speicher packen.“

Die konsequente Ausrichtung am Primärenergiebedarf sowie der intelligente Einsatz erneuerbarer Energien macht das Sonnenhaus anderen Gebäudekonzepten, vor allem jenen, die in erster Linie auf Dämmung setzen und mit Strom heizen, überlegen. Insbesondere wenn es um Ökologie und die Unabhängigkeit von Energielieferanten geht, punktet das Sonnenhaus. „Bereits bei einer Energiepreissteigerung von nur 3-4 Prozent rechnen sich die Mehrkosten eines Sonnenhauses“, erläutert Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus-Instituts. “In den vergangenen Jahren lagen die Preissteigerungen durchschnittlich sogar bei 8-10 Prozent. Wer heute mit Weitsicht baut, kommt am Sonnenhauskonzept nicht vorbei.“

So zeigten sich sowohl das Landratsamt als auch die Gemeinde, die frühzeitig in die Projektplanung einbezogen wurden, gegenüber dem Sonnenhaus der Familie Osenstätter aufgeschlossen. Die allein in diesem Jahr im Chiemgau und Umgebung errichteten 47 Sonnenhäuser zeigen, dass dies kein Einzelfall ist. Dennoch herrschen in der Region einige Bauvorgaben, die die Errichtung von Sonnenhäusern und damit die Nutzung der ausreichend vorhandenen Sonnenenergie erschweren. Vor allem die als traditionell bezeichnete, flache Dachform ist dem solarthermischen Baukonzept hinderlich. Für ein Sonnenhaus ist es wichtig, dass die Kollektorfläche eine optimale Ausrichtung zur Wintersonne aufweist damit die Anlage vor allem in der kälteren Jahreszeit, einen guten Ertrag bringt. Die Solarexperten des Sonnenhaus Instituts empfehlen, die Kollektoren steil nach Süden anzustellen, zum Beispiel auf einem Dach mit einem hohen Neigungswinkel. So können die Kollektoren selbst die Strahlen der tief stehenden Wintersonne optimal einfangen, gleichzeitig verhindert die steile Neigung, dass Schnee auf den Kollektoren liegen bleibt.

Der Architektin, Helga Meinel aus Inzell, ist es gelungen, mit ihrer Planung alle Interessen unter ein Dach zu bringen. Die Kollektoren werden mit 64° Neigung auf dem Dach aufgeständert. So fügt sich das Sonnenhaus in die umliegende Architektur ein und die Kollektoren können mit ihrer optimalen Ausrichtung zur Sonne die Energie für die zukünftigen Bewohner sammeln. Die Bezeichnung „Sonnenlandkreis“ Traunstein wird für Familie Osenstätter in Zukunft eine ganz besondere Bedeutung haben.

Steckbrief Mehrgenerationen-Sonnenhaus Osenstätter:

Fertigstellung: 2011
Wohnfläche (zwei Wohneinheiten): 180 Quadratmeter
Bürofläche: 26 Quadratmeter
Nutzfläche nach EnEV: 491 Quadratmeter
Jahresheizwärmebedarf: 7.800 kWh/Jahr
Kollektorfläche / Neigung: 50 m2, 64°
Südabweichung: 30° Richtung Osten
Speicher: 11.000 Liter Kombispeicher Swiss Solartank mit mehrstufiger Be- und Entladung, Höhe 5,10 m
Solarer Deckungsgrad: 60% (berechnet)
Heizsystem: 40 kW Stückholzofen
Primärenergiebedarf: 11 kWh/m2a
Heizwärmebedarf: 16 kWh/m2a
Dämmsystem: 42 cm T08 Ziegel, Aufdachdämmung
sonstige Anlagentechnik: zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Regenwasser Zisterne

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