Energiewende im Bayerischen Oberland

08.11.2012

Ein Tank voll Sonnenwärme deckt 65 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs

Die Anhebungen der Gaspreise sind in vollem Gange. Pünktlich zu Beginn der Heizsaison erhöhen über 170 Gasversorger ihre Preise. Mehr als neun Millionen Haushalte sind betroffen. Im Durchschnitt wird deren Rechnung bis zu 12 Prozent höher ausfallen. Wohl dem, der sich um die Kosten für Heizung und Warmwasser keine Gedanken zu machen braucht. Diese Unabhängigkeit genießen bereits seit dem vergangenen Jahr die Bewohner eines Sonnenhauses in Hausham, indem sie den kostenfreien Rohstoff Sonne zum Heizen nutzen. Insgesamt liegt der Primärenergiebedarf des Mehrfamilienhauses bei 14,3 kWh pro Quadratmeter und Jahr und unterschreitet damit die von der Energieeinspar-Verordnung zugelassenen Höchstwerte um 78 Prozent.

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Sonne und 6 Ster Holz – energieeffizient durch das ganze Jahr. Bildquelle: Michael Kurzenberger

Das Haus ist nach den Kriterien des Sonnenhaus-Instituts konzipiert und deckt seinen Jahreswärmebedarf für Heizung und Warmwasser zu rund 65 Prozent direkt mit solarer Wärme. Für den restlichen Heizbedarf kommt der heimische Rohstoff Holz zum Einsatz. Selbst in den kühleren Herbstmonaten kann sich die Energiebilanz sehen lassen: Allein im Oktober heizt die Sonne den Solartank auf durchschnittlich 60 bis 70°C. Diese Temperatur ist ausreichend, um die 170 Quadratmeter Wohnfläche bis tief in den November hinein mit Wärme für Heizung und Frischwasser zu versorgen.

Das Haushamer Sonnenhaus sammelt die Sonnenwärme über eine 30 Quadratmeter große Fassaden-Kollektorfläche. Ein 9 Kubikmeter fassender, mehrstufiger Kombispeicher lagert sie ein und gibt die Wärme bei Bedarf über Fußboden- und Wandheizungen individuell regelbar an die Räume ab. In den sonnenärmsten Monaten liefert den Bewohnern ein 31kW starker Kachelofen mit Wassertasche die notwendige Energie. 80 Prozent dieser Energie gibt der Ofen direkt an den Solarspeicher. So sorgen ausschließlich regenerative Energiequellen rund ums Jahr für behaglichen Wohnkomfort und machen die Bewohner unabhängig von der Kostenentwicklung bei Öl und Gas.

Dass es sich bei dem Heizen mit Solarthermie nicht um graue Theorie handelt, können die Bewohner bestätigen. Einen Winter verbrachten sie bereits in ihrem Sonnenhaus und stellten fest, dass sich die Prognosen und Erwartungen mehr als erfüllten: Die Simulation berechnete für die 30 Quadratmeter große Kollektorfläche in Kombination mit dem 9 Kubikmeter Pufferspeicher einen solaren Deckungsgrad von 57 Prozent und damit unter den tatsächlich erreichten 65 Prozent. Die veranschlagte Holzmenge für die Zusatzheizung lag bei 8 Raummetern pro Jahr. In diesem Jahr wurden tatsächlich jedoch nur knapp 6 Raummeter verbraucht: insgesamt 25 Prozent weniger als berechnet, bei behaglichen 24°C Raumtemperaturen.

Seit August 2012 kommt Bauherren von Mehrfamilienhäusern (ab drei Wohneinheiten) über diese Einsparungen hinaus eine Förderung durch das so genannte Marktanreizprogramm zugute. „Insbesondere die Erhöhung der förderfähigen Kollektorfläche auf eine Größe von bis zu 100m²,  statt der bisherigen Obergrenze von 40m², wirkt sich positiv für Sonnenhäuser aus“, erläutert Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus-Instituts. „So werden zukünftig solche Häuser noch interessanter, die Sonnenwärme nicht nur für die Bereitung von Warmwasser, sondern darüber hinaus auch zum Heizen nutzen möchten und daher eine größere Kollektorfläche benötigen.“

 

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