Energiewende in Regensburg – 200 Euro Heizkosten pro Jahr – Ein Tank voll Sonnenwärme deckt 70 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs

15.11.2012

Die Anhebungen der Gaspreise sind in vollem Gange. Pünktlich zu Beginn der Heizsaison erhöhen über 170 Gasversorger ihre Preise. Mehr als neun Millionen Haushalte sind betroffen. Im Durchschnitt wird deren Rechnung bis zu 12 Prozent höher ausfallen. Wohl dem, der sich um die Kosten für Heizung und Warmwasser keine Gedanken zu machen braucht. Diese Unabhängigkeit genießen bereits seit dem vergangenen Jahr die Bewohner eines Sonnenhauses in Pollenried, indem sie den kostenfreien Rohstoff Sonne zum Heizen nutzen. Insgesamt liegt der Primärenergiebedarf des Wohnhauses bei 7 kWh pro Quadratmeter und Jahr und unterschreitet damit die von der Energieeinspar-Verordnung zugelassenen Grenzwerte um 85 Prozent.
Das Haus ist nach den Kriterien des Sonnenhaus-Instituts konzipiert und deckt seinen Jahreswärmebedarf für Heizung und Warmwasser zu 70 Prozent direkt mit solarer Wärme. Für den restlichen Heizbedarf kommt der heimische Rohstoff Holz zum Einsatz. Selbst in den kühleren Herbstmonaten kann sich die Energiebilanz sehen lassen: Allein im Oktober heizt die Sonne den Solartank auf durchschnittlich 70 bis 80°C. Diese Temperatur ist ausreichend, um die 135 Quadratmeter Wohnfläche bis tief in den November hinein mit Wärme für Heizung und Frischwasser zu versorgen.

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Bildquelle: Holzbauhaus, Stefan Schön

Das Sonnenhaus in Pollenried sammelt die Sonnenwärme über eine 36 Quadratmeter große Kollektorfläche. Mit 70° Neigung an dem Pultdach angebracht, erreicht sie trotz einer Abweichung von der direkten Südausrichtung die solare Deckung von 70 Prozent. Ein 5 Kubikmeter fassender, mehrstufiger Kombispeicher lagert sie ein und gibt die Wärme bei Bedarf über Fußboden- und Wandheizungen individuell regelbar an die Räume ab. In den sonnenärmsten Monaten liefert den Bewohnern ein 6 kW Stückholzofen die notwendige Restenergie. Den Großteil seiner Leistung gibt dieser Ofen direkt an den Solartank. Ausschließlich regenerative Energiequellen sorgen so rund ums Jahr für behaglichen Wohnkomfort und machen die Bewohner unabhängig von der Kostenentwicklung bei Öl und Gas.

Dass es sich bei dem Heizen mit Solarthermie nicht um graue Theorie handelt, können die Bewohner bestätigen: Zwei Winter verbrachten sie bereits in ihrem Sonnenhaus und stellten fest, dass sich die Prognosen und Erwartungen mehr als erfüllten: Mit zwei bis vier Raummetern Holz heizen sie das ganze Haus auf komfortable und behagliche 23°C Wohntemperatur. Konkret bedeutet dies zwischen130 und 260 Euro Heizkosten pro Jahr.

„Sonne und Holz sind eine optimale Ergänzung“, erläutert Stefan Schön, Baubiologe, Gebäude-Energieberater und Mitglied des Sonnenhaus-Instituts das Konzept. „Die Bewohner decken den Wärmebedarf über das gesamte Jahr hinweg mit regenerativen Energien. Sie freuen sich mit der Sonne eine Energiequelle zu nutzen über die sich niemand streitet und auch zukünftig keine Rechnung schickt.“

Das solarthermische Heizsystem ist das Highlight des rundum baubiologischen Holzbauhauses. Die Lehm-Holz-Wandkonstruktion und die verwendeten naturbelassenen Baustoffe schaffen unabhängig vom Nutzerverhalten während des gesamten Jahres für konstante Raumluftfeuchte von 40 bis 60 Prozent ohne technische Lüftungsanlage.

Seit August 2012 kommt Bauherren von Mehrfamilienhäusern (ab drei Wohneinheiten) über diese Einsparungen hinaus eine Förderung durch das so genannte Marktanreizprogramm zugute. „Insbesondere die Erhöhung der förderfähigen Kollektorfläche auf eine Größe von bis zu 100m², statt der bisherigen Obergrenze von 40m², wirkt sich positiv für Sonnenhäuser aus“, erläutert Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus-Instituts. „So werden zukünftig solche Häuser noch interessanter, die Sonnenwärme nicht nur für die Bereitung von Warmwasser, sondern darüber hinaus auch zum Heizen nutzen möchten und daher eine größere Kollektorfläche benötigen.“

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